15jährige Studie beisst CEO-Hund

„Die Medien“, so heisst es immer öfter, würden ihren Job nicht machen und verstünden sich zunehmend als News-Drücker, die irgendwelchen Agentureinheitsbrei auftischen würden und dabei nur auf die Klicks schielten. „Moment!“, entgegne ich da oft und singe das Lied von Qualitätsmedien, etwa der ZEIT, und das man nicht jeden News-Drücker mit „den Medien“ gleichsetzen dürfe.

Kann ich mir in Zukunft ersparen. In der Rubrik „Wirtschaft / Unternehmen“ bringt die ZEIT tatsächlich die Agenturbreimeldung des Tages um einen 15-Jährigen, der seinen Medienkonsum erklärt. „Lakonisch hatte er aufgezählt, warum seine Freunde keine Zeitungen kaufen, kaum Radio hören, fürs Telefonieren selten bezahlen und so fort.“, heißt es da. Bei der Welt, die ihre Kompaktausgabe ja bereits von Halbwüchsigen schreiben läßt, ist der Schüler bereits „Bankenguru„, in der FTD läßt er „Analysten alt aussehen“ (man zeige mir im Text mal, wo das der Fall ist), andernorts wird gar die „Bankenszene erschüttert„. Pfui deibel.

Wenn ich mich nun zurückerinnere, mit 15, hmm… Ich denke mal, ich habe damals auch keine Zeitung gekauft, noch nicht mal Bravo. Ich habe nie Radio gehört, denn da kam eh nur Schrott für Rentner (das hat sich bis heute nicht geändert, und wenn ich Rentner sein werde, wird da IDM laufen und keiner unter 80 wird das hören wollen). Und fürs Telefonieren habe ich ebenfalls nicht bezahlt (ich bin nur manchmal dafür angemault worden von denen, die es bezahlt haben). Auch für Musik gab ich kaum einen Groschen aus, denn natürlich hatte einer von uns (der mit der Kohle) immer die Platten, wir anderen hatten bloß die Mix-Tapes („Homerecording is killing Music“, behauptete die Musikindustrie damals, schaffte es aber mangels geistiger Flexibilität noch, auch die MP3-Revolution zu verschlafen).

Anders gesagt: Ein wenig in Erinnerungen schwelgen hätte Morgan-Stanley sicher nicht geschadet, und man darf zu Recht fragen, warum „Fondsmanager, Vorstandschefs und Analysten“ „in den Bankentürmen von Tokio, Singapur, New York und London“ sich um den Marktbericht „reißen“, statt mal ihre eigenen Kinder oder Enkel zu fragen. Dann bräuchten diese überbezahlten Geldverbrenner nämlich kein teures Geld für solche „Studien“ (AFP) ausgeben.

„Die Medien-Bosse stehen nur vor einem Scherbenhaufen.“, heißt es auf n-tv, womit klar ist, dass man sich angesichts solcher Berichterstattung auch deren Website sparen kann.

Wer keine Kinder hat und auch nur Kinderlose kennt: Das PDF gibts bei ft.com, eine gelungene Zusammenfassung bei ZIB. Es lohnt sich, den Report anekdotischer Erkenntnis zu lesen und mit dem zu vergleichen, was die Online-Medien daraus gemacht haben. Meine Zusammenfassung: Möglichst gratis oder wenigstens billig, trotzdem ohne Werbung. Quelle Erkenntnis! Sollte jemand eine Studie kennen, aus der hervorgeht, das irgendjemand möglichst teure Medien mit möglichst viel Werbung haben möchte, sage er mir bitte Bescheid.