Gestern beschäftigte mich ein Problem. Ich verschwendete sicher einen halben Tag an seine Lösung, doch ich fand sie nicht. Schließlich ließ ich es gut sein, legte den Rechner schlafen und las ein Buch, das damit rein gar nichts zu tun hatte. Heute morgen startete mein Rechner mit genau denselben Fenstern, mit denen ich ihn gestern verlassen hatte, und zack! – da war die Lösung, gefunden in Sekunden, nach dem Duschen, parallel zum Mail-Checken, noch vor dem Frühstück, mit nassen Haaren, im Stehen. Klar, die Ausarbeitung und Umsetzung fehlt natürlich noch, aber das ist alles nur „Arbeit“ – das eigentliche Hindernis hingegen, das ist über Nacht verschwunden. Doch wer hat es weggeräumt?
Im Wissenschaftsboulevard liest man, dass unser Hirn über Nacht den ganzen vorherigen Tag durchackern und alle aufgenommenen Informationen neu sortieren würde. Und eben das sei der Grund, warum „eine Nacht drüber schlafen“ ein guter Weg wäre, um zu neuen, besseren Grundlagen einer Entscheidung zu kommen. Hmm. Mir persönlich kommt zunehmend der Verdacht, dass niemand das Hindernis für mich aus dem Weg geräumt hat – vielmehr war ich selbst das Hindernis. Ich, gestern Abend, abgearbeitet, verzweifelt, das Problem schnell noch lösen wollend, ehe der Tag endete, ich war die Blockade.
Der Mensch, der heute morgen durch meine Augen blickte, war ein anderer, sein Blick auf die Dinge war es ebenfalls.
Daher mein Rat an alle, die es sich leisten können: Lassen Sie es gut sein, schlafen Sie eine Nacht drüber! Oder, wenn es dafür noch nicht spät genug ist (;-), gehen Sie auf eine Tasse Tee vor die Tür. Treffen Sie sich mit einem Bekannten zum Mittagessen, reden Sie dabei aber nicht über das Problem. Es löst sich, das beobachte ich immer öfter, wie von selbst.