In sozialen Netzwerken verblöden

Erduldet man das schrecklich anbiedernde „Du“ des hippen Zielgruppenverjüngerungs-Spinoffs jetzt, dann ist dieser Beitrag für uns immerhin erheiternd: Sind Netzwerker faule Stücke?, worin eine Studie beschrieben wird, derzufolge Studenten, die sich auf Netzwerken rumtreiben, weniger lernen als die anderen. Aha. Und dafür braucht man Studien?

Noch ’ne News: Leute, die soziale Netzwerke benutzen, haben Konzentrationschwierigkeiten. Kann ich übrigens alles auch ohne Studie aus meiner persönlichen Praxis bestätigen. Seit Xing. Krieg ich keinen Satz mehr hin. Der länger ist als sieben Wörter oder so. Facebook ja sowieso. Bäng! Plimm! Swooosh! Ach ne, das waren ja die Comics, die uns früher verblödeten.

Meine Lieblingsstelle in diesem jetzt-„Artikel“ ist der sich an den Leser schmusig schnurrend herankuschelnde Schlusssatz, der bei mir persönlich zu Konzentrationsstörungen führt:

Wie geht es denn dir so? Hat sich deine Gehirnkapazität seit deiner Anmeldung bei den diversen Websites halbiert? Oder bist du gar besser geworden? Und was bedeutet diese Studie für dich?

Wäre die Autorin ehrlich gewesen, hätte sie dort hingeschrieben:

Hey, lies diesen Artikel bidde nich nur, das bringt uns bloss ne lumpige Page Impression. Schreib doch lieber was! Das generiert ein bisschen Content für uns, dann müssen wir keinen weiteren Mitarbeiter mehr einstellen. Viel Kleinvieh macht auch Mist. Also hopp! Und andere lesen sich dann auch Dein Zeug durch, gibt wieder ein paar Page Impressions! An die Arbeit, Leser!

Nennen Sie mich altmodisch, aber ich werde nie verstehen, warum uns Supermärkte und Tankstellen und Restaurants und Bäcker mit Selbstbedienung als Fortschritt angedreht werden. Wo man doch auch Läden haben könnte, wo einem Tante Emma was aus dem Regal heraussucht, wo Tanker Gerhard im Blaumann sich die Finger bei der Ölkontrolle schmutzig macht, wo ein Kellner die Speisen bringt und wo die Backwarenverkäuferin noch weiß, ob in dem Kuchen da Rosinen drin sind, statt auf die entsprechende Frage zu antworten: „Keine Ahnung, ich arbeite hier bloss.“