Lesen Sie (ver)alte(te) Zeitungen!

Zeitungen lese ich kaum mehr wegen tagesaktueller News. Ich spreche sicher nicht für den Mann von der Straße (und glaube auch nicht daran, dass Zeitungen "tot" sind), aber wer morgens in der Dusche Radio hört, am Smartphone zig RSS-Junks-Feeds zieht und sich abends noch in die Tagesschau zappt, der braucht die selben Agenturstories nicht auch noch schlecht um/geschrieben in der "Welt kompakt" lesen (Springer hat angeblich einen Newsroom von 400 Journalisten - ich frage mich, was die da den ganzen Tag machen).

Daher lese ich fast nur noch Wochenzeitungen. Doch obwohl "News" (gedruckt) längst nicht mehr so sinnvoll sind wie früher, versuchen leider auch Wochenzeitungen wie die Zeit oder die FAS noch immer, irgendwie "aktuell" zu sein. Ich lese daher diese Zeitungen, in denen ich nach wie vor sehr gerne blättere, nur noch mit etwa dreiwöchiger Verspätung. Und kann das jedem nur zur Nachahmung empfehlen.

Etwas erstaunliches passiert dann: Die Wichtigkeit verschiebt sich, der ach so heiße Top-Titel ist uninteressant, der um Weitsicht bemühte Leitartikel hat sich überlebt und wurde von der Wirklichkeit eingeholt, all die vagen Phrasen ("wird sich nun zeigen") haben sich bestätigt oder wurden widerlegt. Viele Artikel haben sich erübrigt, die Hysterien sind abgeklungen, durchs Dorf wird längst eine neue Sau getrieben, die alte ist aus der Sicht und aus dem Sinn. Was übrig bleibt, sind die Artikel und Beiträge, die - finde ich - wirklich lesenswert sind, und die im Online-Junk kaum Platz erhalten, obwohl es gerade dort nicht an ihm mangelt.